Gibt es einen klaren Zusammenhang zwischen Hormonen und menschlichen Beziehungen? Die Antwort lautet ja.
Hormone beeinflussen nahezu alle sozialen, emotionalen und körperlichen Aspekte unseres zwischenmenschlichen Verhaltens. So wird das Hormon Oxytocin (auch „Bindungshormon“ genannt) beispielsweise bei Umarmungen, Sex, beim Orgasmus, beim Stillen, aber auch durch gegenseitiges Vertrauen ausgeschüttet. Es entstammt dem Hinterlappen der Hirnanhangdrüse (Neurohypophyse). Es fördert Bindung, Nähe, Vertrauen und Empathie und spielt eine zentrale Rolle in romantischen Beziehungen sowie in Freundschaften und der Bindung zwischen Eltern und Kindern. Zusammengefasst stärkt Oxytocin Beziehungen und baut emotionale Nähe auf.
Das Belohnungshormon Dopamin ist verantwortlich für Verliebtheitsgefühle, Motivation und Euphorie. Es wird besonders am Anfang einer Beziehung, in der sogenannten „Honeymoon-Phase“, stark aktiviert. Dopamin fördert Anziehung und das Verlangen, mehr Zeit miteinander zu verbringen. Dopamin wirkt somit ergänzend zu Oxytocin.
Serotonin ist der Garant für Stabilität und Wohlbefinden. Es reguliert Stimmung, Zufriedenheit und Ruhe. Während der von Dopamin beeinflussten „Honeymoon-Phase“ spielt Serotonin hingegen eine untergeordnete Rolle. Liebesbeziehungen durchlaufen typischerweise folgende Phasen: Verliebtheitsphase (Infatuation/Honeymoon), Realitäts- oder Ernüchterungsphase, Bindungs- und Vertrautheitsphase, im Idealfall gefolgt von Wachstums- oder Entwicklungsphase. Serotonin spielt vor allem in der Vertrautheits- und Entwicklungsphase eine übergeordnete Rolle.
Testosteron beeinflusst Anziehung und Sexualverhalten und erhöht das sexuelle Verlangen. Auch bei Frauen ist der Effekt von Testosteron auf die Libido nicht unerheblich. In der Menopause kann es kritisch sinken, was nicht selten Mitursache bei Sexualfunktionsstörungen ist. Bei Männern sinkt es im Rahmen der Andropause. Testosteron beeinflusst bei Männern (aufgrund der hohen Hormonkonzentrationen) zusätzlich Selbstbewusstsein und Risikoverhalten.
Stress schadet einer Beziehung und eine gute Beziehung kann dazu führen, dass das Stresslevel eines Paares sinkt. Es ist daher nicht überraschend, dass das Stresshormon Cortisol vielfältige Auswirkungen auf Beziehungsaspekte hat. Erhöhte Cortisol-Werte führen zu Ungeduld und Reizbarkeit, was sich ungünstig auf die Kommunikation und das Verhalten von Paaren auswirkt.
Zusammenfassend beeinflussen Hormone Anziehung, Verliebtheit, Sexualverhalten, Stimmung, Vertrauen, Bindung und sogar Konflikte. Sie sind zwar nicht alles bestimmend – Erfahrungen, Persönlichkeit und Kommunikation sind ebenso wichtig –, aber sie bilden die biologische Grundlage unserer Beziehungen. Ein Hormoncheck kann sich auch für Paare als hilfreich erweisen.