Wie und warum sind sie zum Endokrinologen geworden?
Durch Begabung, Umwege, Zufall, Glück und extremes intrinsisches Interesse. So wie jeder zu seinem Beruf und seiner Vision kommt.
Was verstehen Sie unter intrinsischem Interesse?
IIch habe mich schon seit der Matura extrem dafür interessiert, wie Körper-Geist-Seele funktioniert, also im weitesten Sinne für Body-Mind-Spirit-Gesundheit. Und habe mich an unzähligen Samstagen in der Universitätsbibliothek an der Münstergasse in Bern im Halbdunkel des Untergeschosses verkrochen und Bücher zum Thema verschlungen: Alfred Adler, Arzt und Psychotherapeut, Sigmund Freud natürlich, C.G. Jung, Erich Fromm, Rudolf Steiner, den unvergleichlichen Milton Erickson, ‹Flow› von Mihaly Csikszentmihalyi, um nur einige wenige zu nennen.
Nach der Matura folgten lange Jahre der Weiterbildung in den wichtigsten Bereichen der Inneren Medizin (Körper), der Psychiatrie (Psyche) und ein anfängliches Studium der Linguistik mit späterem Schwerpunkt in der Positiven Psychologie (Mind, Spirit).
Die Begabung liegt auf der Hand, die Umwege über Linguistik und Psychiatrie auch, was war der Zufall, der Sie zum Endokrinologen hat werden lassen?
Der Zufall wollte es, dass 1993 in der Inneren Medizin am Tiefenauspitals ein Arzt überzählig war. Der amtierende Chefarzt, Prof. Hans Ruedi Baur, beschloss, seinen begabtesten Assistenten für 3 Monate freizustellen: Ich durfte 3 Monate an einem Ort meiner Wahl hospitieren/arbeiten gehen.
So bin ich zur Endokrinologie/Hormonlehre gekommen, die Abteilung wurde geführt von den Professoren U. Bürgi und P. Diem. Das Feuer war augenblicklich entfacht. Ganz offensichtlich war ich auch geeignet. Nach dem Facharzttitel ‹Innere Medizin› hab ich ab 1995 die Ausbildung zum Endokrinologen am Unispital Bern begonnen, um bereits nach eineinhalb Jahren zum Oberarzt der universitären Abteilung befördert zu werden.
Was beseelt Sie in der Arbeit als Endokrinologe?
Ich bin ein Hormonversteher, also kein Frauen- und/oder Männerflüsterer, sondern ein Versteher ihrer Hormone. Und ein Hormonbeeinflusser. Endocrinogists do it with hormones. Als Hormonhandwerker bin ich in der Lage, Krankheiten zu verbessern, zu heilen, Lebensqualität massiv zu beeinflussen, Anti-Aging nicht einfach nur zu verstehen, hinzunehmen, sondern therapeutisch auch zu beeinflussen.
Unsere Zeit bringt es mit sich, dass Geschlechterfragen bis hin zu non-binären Geschlechter-Konzepten zu grossen Gesellschafthemen geworden sind. Ich setze mich als Endokrinologe seit Mitte der 90er Jahre damit auseinander.
Was sind die häufigsten Krankheiten, mit denen Sie konfrontiert werden?
Die üblichen endokrinologischen Probleme, die mich in den vergangenen 30 Jahren beschäftigt haben, sind:
Schilddrüse
- Knoten und Struma (Sonographie und ggf. Feinnadelpunktion)
- Schilddrüsenkarzinome
- Hyperthyreose und Hypothyreose, inkl. Beratung bezüglich Schwangerschaft
- Autoimmunthyreopathien
- Entzündliche Erkrankungen der Schilddrüse
Diabetes mellitus
- Abklärung der Ätiologie: Typ 1, Typ 2, Schwangerschaftsdiabetes, sekundäre Formen
- Individualisierte Therapie aller Formen von Diabetes mellitus
- Integrative Behandlungskonzepte
- Insulinpumpentherapie und kontinuierliches Glucosemonitoring (CGM)
Nebenschilddrüse
- Hyperkalzämie, Hypokalzämie
- Hyperparathyreoidismus (primär, sekundär)
Hypophyse
- Adenome und Inzidentalome
- Unter- und Überfunktionen hypophysärer Achsen (z.B. Hyperprolaktinämie, Akromegalie, Morbus Cushing, Diabetes insipidus)
- Hypophysenabklärung z.B. nach Ganzhirnbestrahlungen oder Schädel-Hirn-Traumata
- Entzündliche Erkrankungen (Hypophysitis)
Sexualhormone der Frau
- Zyklusunregelmässigkeiten
- Infertilität
- Hirsutismus (vermehrte Behaarung) oder Virilisierung
- Therapieplanung und Besprechung bei anderen Endokrinopathien mit Einfluss auf Fertilität und Schwangerschaft (insb. Schilddrüsenerkrankungen, Hyperprolaktinämien, Diabetes mellitus)
- Menopausen-assoziierte Probleme
- Sexualfunktionsstörungen
- Disorders of Sexual Development
Sexualhormone Mann
- Testosteronmangel
- Sexualfunktionsstörungen
- Gynäkomastie
- Infertilität
- Disorders of Sexual Development
Nebennieren
- Inzidentalome
- Unter- und Überfunktionen
- Abklärung sekundärer Formen der arteriellen Hypertonie (wie Hypercortisolismus, Phäochromozytom, Hyperaldosteronismus)
- Adrenogenitale Syndrome
Osteoporose
- Abklärung primärer und sekundärer Ursachen
- Therapie, inkl. Infusionsbehandlungen Pankreas und neuroendokrines System
- Karzinoide, Hypoglykämien
Adipositas
- Abklärung von sekundären Ursachen und Folgekrankheiten
- Individuelle Ernährungstherapie
- Kontrollen und Therapien nach bariatrischen Eingriffen Adoleszenz, Wachstum
- Abklärung von Jugendlichen mit Hormonstörungen, im speziellen betrifft dies Kleinwuchs, Grosswuchs, Verzögerung der Pubertät (Pubertas tarda) Endokrinologische Abklärungen bei Burnout, Depressionen
- Abklärungen in enger Zusammenarbeit mit Spezialisten der Psychiatrie
Was ist der Stellenwert der Hormone für einen jeden von uns?
Hormone spielen eine entscheidende Rolle für unsere Gesundheit und Wohlbefinden, da sie als chemische Botenstoffe fungieren, die viele Körperfunktionen regulieren. Die wichtigsten Aspekte des hormonellen Einflusses auf die Gesundheit: Hormone beeinflussen Stoffwechsel, Gewicht und Energiehaushalt; Wachstum und Entwicklung, Sexualität und Fruchtbarkeit, Stimmung und Emotionen, indirekt dann auch das Gefühlsleben, Stressreaktionen, Resilienz, Knochen- und Muskelgesundheit, Muskelmasse, das Immunsystem, den Schlaf und den zirkadianen Rhythmus (Chronobiologie), Antrieb und mithin Durchsetzungsfähigkeit (Testosteron). Hormone sind entscheidend für das ganzheitliche Funktionieren des Körpers. Sie sind Grundlage für Körper-Geist-Seele-Gesundheit. Metaphorisch gesprochen: Hormone spiegeln die Bodenbeschaffenheit wider, auf diesem Boden gedeihen dann Psyche, Emotionen und ganz allgemein eine robuste Gesundheit.
Welches waren die Schwerpunkte Ihres Schaffens?
Schwerpunkte meines Schaffens waren Diabetes, Autoimmunthyreopatien, speziell Hashimoto-Thyreoiditis, Störungen des Testosteron-Haushaltes, Andrologie und männliche Infertilitätsbehandlung, Sexualfunktionsstörungen bei Frau und Mann, Haut und Haare und Hormone (Hirsutismus, Haarausfall, Alopezie und weiteres), Adipositas, Neuro-Psycho-Endokrinologie (mit Schwerpunkt: primäre und sekundäre endokrinologische Veränderungen bei psychischen Erkrankungen oder deren Psychopharmakotherapie), Burn out und endokrines System, Stress und Hormone und vieles weitere.
Motivation für die Gründung von Testo+?
In meiner langjährigen Tätigkeit habe ich zu oft erlebt, dass hormonelle Störungen oder Mangelzustände viel zu spät erkannt wurden und die Betroffenen dadurch viele Jahre an Lebensqualität verloren haben. Ein typisches Beispiel sind Männer mit Depressionen, bei denen nicht selten ein Testosteronmangel Ursache der gravierenden Erkrankung ist. Trotz einer nationalen Kampagne vor vielen Jahren, bei der ich Psychiaterinnen und Psychiater in der ganzen Deutschschweiz darauf aufmerksam gemacht habe, wird Testosteron bei depressiven Männern auch heute noch nicht zuverlässig gemessen. Häufig wird von den behandelnden Ärzten/Ärztinnen angeführt, dass die Laborbestimmung nicht einfach und die Interpretation der Werte kompliziert sei. Zudem haben Psychiater/ Psychiaterinnen oft keinen direkten Zugang zu medizinischen Labors. Mit Testo+ möchte ich niederschwellig jedem Betroffenen ermöglichen, unkompliziert sein Testosteron und andere wichtige Hormone zu überprüfen.
Wer ist Testo+ Plus
Testo+ ist eine Vision von Dr. med. Bruno Müller. Hormonspezialist und Androloge, seit über 30 Jahren tätig, spezialisiert auf Fragen und Therapien rund um Testosteron und sämtliche anderen Hormone. Bruno Müller möchte in Zusammenarbeit mit dem Medics Walk-In jedem Mann und jeder Frau ermöglichen, unkompliziert und kostengünstig den eigenen Hormon(Testosteron)-Wert in Erfahrung zu bringen und bei folgenden Fragestellungen oder Erkrankungen niederschwellig eine Hormon-Kompaktanalyse durchführen zu lassen:
- Sexualfunktionsstörung Mann
- Sexualfunktionsstörung Frau
- Müdigkeit/Fatigue – Hormone (oder hormonelle Abklärung) Mann
- Müdigkeit/Fatigue – Hormone (oder hormonelle Abklärung) Frau
- Aging Male
- Übergewicht/Adipositas
- Diabetes Risiko Check (DM Typ 2)
- Schilddrüsenstörungen
- Hashimoto-Schilddrüsenkrankheit
- Menopause
Wo sehen Sie Zusammenhänge zwischen Langlebigkeit, Longevity und der Endokrinologie?
«Longevity» – zu Deutsch Langlebigkeit – bezieht sich auf die Lebensspanne oder Lebenserwartung eines Individuums. Im medizinischen Kontext beschreibt er die Fähigkeit, mit oder ohne medizinische Unterstützung ein langes Leben zu führen. Faktoren, die die Langlebigkeit beeinflussen können, sind genetische Veranlagung Die Forschung zur Langlebigkeit zielt häufig darauf ab, Wege zu finden, das Leben zu verlängern und die Gesundheit im Alter zu verbessern. Da mit zunehmendem Alter die Hormonproduktion der Nebennieren, der Ovarien/Hoden und der Hypophyse (Testosteron, DHEA-S, Östrogen, Testosteron, Wachstumshormon, Melatonin) abnehmen, hat die Endokrinologie in Bezug auf Langlebigkeit einen wichtigen Stellenwert.
Abschliessend eine paar Worte zu Langlebigkeit, Longevity und Testo+
Ich beschäftige mich seit 1993 klinisch in meinem Praxisalltag mit Hormonen – und habe die Faszination nie verloren. Ich brenne weiter. Und sollte mich irgendwann ein burn-out befallen, so hab ich das Rüstzeug, dieses zu behandeln. I will do it with hormones.