Jahrelang wurde von Nicht-Endokrinologen behauptet, eine medizinisch indizierte
Testosteronbehandlung erhöhe das Herzinfarktrisiko. Eine Studie, die 2023 in der
renommierten Fachzeitschrift NEJM veröffentlicht wurde, hat nun Klarheit geschaffen
(Cardiovascular Safety of Testosterone-Replacement Therapy. Lincoff et al. NEJM 2023, DOI:
10.1056/NEJM).
Schlussfolgerung aus diesen Studienergebnissen: Die Testosterontherapie des
Hypogonadismus ist etabliert und gilt bei Beachtung der Indikationen und
Kontraindikationen sowohl beim jungen als auch beim älteren Mann als sichere Therapie.
Komorbiditäten wie metabolisches Syndrom und Übergewicht bzw. Adipositas begünstigen
beim älteren Patienten die Entwicklung eines funktionellen Hypogonadismus. Insbesondere
kardiovaskuläre Vorerkrankungen hypogonadaler Patienten lassen ÄrztInnen immer wieder
zögern, die eigentlich indizierte Testosterontherapie einzuleiten, und zahlreiche Leitlinien
raten zur Vorsicht und interdisziplinären Zusammenarbeit mit Kardiologen.
Nun belegt aber eine ganz aktuelle multizentrische, randomisierte, doppelblinde,
placebokontrollierte Studie (RCT) die kardiale Sicherheit der Testosterontherapie an einem
großen Patientenkollektiv mit nachgewiesenem kardiovaskulärem Risikoprofil
(Studienkollektiv 5.246 Männer im Alter zwischen 45 und 80 Jahren).
Die Ergebnisse der Studie können wie folgt zusammengefasst werden: Es konnte gezeigt
werden, dass eine Testosterontherapie bei Patienten, die bereits eine kardiovaskuläre
Erkrankung und damit ein entsprechendes Risikoprofil aufweisen, nicht zu einem erhöhten
Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse führt. Sie zeigt aber auch (was wir seit langem wissen),
dass Testosteron bei Patienten mit thromboembolischen Ereignissen in der Anamnese
weiterhin mit Vorsicht eingesetzt werden sollte.